In diesem Bereich des Remix-Museums werden Highlights aus der Geschichte des Remixens der vergangenen 100 Jahre visueller Medienkultur vorgestellt. Durch die als Fallgeschichten angelegten, textbegleiteten Präsentationen von Remixes soll sukzessive eine kleine Sammlung entstehen: Schlaglichtartig wird ein jeweils historischer Moment erfahrbar und reflektierbar gemacht, in dem ein Remix mit Originalitätscharakter in Erscheinung trat. Diese Zusammenschau erläutert das Phänomen des remixspezifischen Signifikationsprozesses in seiner historischen Verankerung und Facettenhaftigkeit. Ausgehend von der grundlegenden Tatsache, dass das Remix-Erzeugnis aus der jeweiligen Überarbeitung von vorgefundenen materialen, formalen und funktionalen Gegebenheiten bestehender Artefakte entspringt, wird die semantische Tiefendimension des neugeschaffenen Objekts durch die Einbindung in soziale, politische und mediengenetische Kontexte verständlich.
Das kuratorische Ziel ist es, mit dieser Sammlung exemplarisch aufzuzeigen, inwieweit die Praxis des heute populärkulturell fest verankerten Cut ’n’ Remix wichtige Vorläufer in der jüngeren visuell geprägten Medien- und Kunstgeschichte sowie in der Amateurkultur hat. Die für das Remixen konstituierenden Praktiken des Speicherns und Kopierens, Montierens und Rekombinierens gründen in starkem Maße auf der Verfügbarkeit der medientechnischen Neuerungen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts (Fotografie, Film, Video, Tonaufzeichnungen). Mediengeschichte wird hier als Rekonstruktion von kollaborativen Praxen verstanden, die auch durch vielfältige Entgrenzungen von professionell und amateurhaft sowie privat und öffentlich charakterisiert sind. Mit der Entscheidung, die hier präsentierten Arbeiten zeitlich auf die Epoche seit 1900 zu begrenzen, soll die heutige digitale Kreativkultur durch den erweiterten Blick auf die klassische Moderne in ihrer Historizität kenntlich gemacht werden. Diese kulturwissenschaftliche Perspektive konturiert damit insbesondere eine Dynamik, die Peter Sloterdijk als „die Vermassung der vormaligen Avantgardequalitäten“ bezeichnet (Das Zeug zur Macht, 2006). Gemeint ist der Prozess von einer ehemals elitären Zeichenpraxis hin zu einer von der medialbestimmten Alltagsgegenwart geprägten Partizipationskultur.